6 Monate zuckerfrei – ein Resümee

Heute ist es genau 6 Monate her, dass ich aufgehört habe, Zucker zu essen. Eigentlich müsste ich sagen, dies ist ein „Zwischen-Resümee“, denn die 6 Monate sind ja grade mal der Anfang einer lebenslangen Umstellung.

Der Grund für meine Entscheidung, keinen Zucker mehr zu essen, war damals war eine Diabetes-Diagnose. An dem Tag war mir klar: Das akzeptiere ich nicht, ich werde alles dafür tun, dies umzudrehen. Ich habe viel gelesen und mich dafür entschieden, Zucker komplett aus meiner Ernährung zu eliminieren. Und auch auf Getreide und Kohlehydratereiche Nahrungsmittel habe ich größtenteils gestrichen. Bei Zucker mache ich keine Ausnahmen, bei Kohlehydraten manchmal schon. Für mich schien diese Art von Ernährung die beste zu sein – auch wenn die Deutsche Gesellschaft für Ernährung etwas anderes sagt.

Eine lange Geschichte kurz: Ich bin auf dem besten Weg dahin, meine Krankheit durch reine Ernährungsumstellung zu regulieren. Einerseits sind 6 Monate eine gar nicht so lange Zeit, andererseits ist es absolut krass, was sich in der Zeit verändert hat. Ich sehe die Welt heute mit anderen Augen. Viele Menschen um mich herum fragen mich, wie ich das nur durchhalte, da ich mich total einschränken würde. Ich sehe das nicht so. Ich betrachte es als Geschenk, dass mein Leben so viel besser geworden ist.

Am Anfang war es wirklich schwierig, da fast alles was ich gegessen habe, irgendwie Zucker enthielt. Dabei war mir das Buch von Sarah Wilson Goodbye Zucker: Zuckerfrei glücklich in 8 Wochen  eine große Hilfe. Ich hab zwar die 8-Wochen in einer Woche umgesetzt, jedoch sind einfach superviele Tipps für Alternativen und auch Hinweise, wobei man aufpassen muss drin. Die Rezepte fand ich jetzt nicht so großartig, doch es ist ein ganz guter Überblick. Die Konsequenz war:

Goodbye Obst, Säfte, Trockenobst, Fruchtjoghurt und natürlich Süßigkeiten. Neben dem Verzicht auf reinen Zucker, versuche ich auch so gut wie möglich auf Kohlenhydrate verzichten (Diabetes ist eine Stoffwechsel-Störung. Der Körper kann Kohlenhydrate nicht mehr richtig verarbeiten. Deshalb versuche ich darauf zu verzichten.). Ich ziehe die Low-Carb-Version nicht mehr ganz so krass durch, wie die ersten Monate, da mein Körper inzwischen wieder besser mit Kohlehydraten zurecht kommt. Morgens greife ich also öfter mal zu einer Scheibe Dinkelvollkornbrot. Kartoffeln hab ich in der Zeit auch zweimal gegessen, das ging auch. Weizen hab ich nicht angerührt und werde ich auch nicht mehr anrühren. Das ist ein großer Vorteil, denn somit ist automatisch so gut wie jedes Fast Food tabu.

Ich esse bis auf wenige Ausnahmen nur dreimal am Tag etwas. Auch das ist gut für den Körper, weil der Blutzuckerspiegel nicht ständig auf und ab geht, sondern relativ stabil bleibt. Alkohol habe ich übrigens auch komplett gestrichen – ganz selten mache ich Ausnahmen.

Doch genug blabla, was hat sich verändert? Das wollen ja alle wissen 🙂

Ich schlafe super und bin morgens fit

Früher hab ich selten durchgeschlafen und war morgens häufig richtig platt. Seit ich keinen Zucker mehr esse, schlafe ich fast immer die Nacht durch und bin morgens fit. Das liegt natürlich auch daran, dass ich abends keine Kohlenhydrate esse. Ich habe vor kurzem einmal eine Ausnahme gemacht und abends Dinkelvollkornnudeln gegessen. Ich war so platt, es war wirklich erstaunlich. Ich weiß nicht, ob mein Körper jetzt schlechter damit klar kommt, oder ob ich mich früher immer so gefühlt habe. Ich weiß es nicht, doch ich weiß: es geht mir viel, viel besser ohne.

Ich bin generell weniger müde

Ich habe tagsüber praktisch kaum noch ein Tief. Das kommt natürlich auch daher, dass ich mittags ein leichteres Mittagessen zu mir nehme. Doch auch dadurch, dass ich nur dreimal am Tag esse, der Blutzuckerspiegel konstant bleibt und nicht ständig fällt und steigt, bin ich dauerhaft fit.

Ich bin schneller satt

Ich esse selten einen zweiten Teller. Das war früher eher die Regel. Und ich bin auch satt nach dem einen Teller. Jetzt muss ich dazu sagen: das war im ersten Monat nicht so. Da hatte ich gefühlt Dauerhunger, es war eine Katastrophe. Doch mein Körper hat sich umgestellt. Ich werde jetzt auch von Gemüse dauerhaft satt. Allerdings achte ich darauf, dass ich z. B. durch Eiweiß oder Fett etwas zu mir nehme, das lange satt macht.

Ich habe richtig viel abgenommen – quasi nebenbei

Ich hab nicht das erste Mal eine Ernährungsumstellung durchgeführt – doch definitiv die mit Abstand einfachste und erfolgreichste. Früher war es so: Ein paar Wochen war ich motiviert, doch dann war irgendwann Ende. Das ist zum ersten Mal anders. Nachdem die ersten Wochen, die wirklich nicht soooo einfach waren, vorbei waren und ich mir Alternativen für meine Lieblingsessen gesucht hatte, ging es ganz einfach. Ich komme ganz nebenbei näher an mein Idealgewicht ran. Mein Fokus Tag für Tag ist nicht Abnehmen, sondern Blutzuckerwerte stabil halten. Das ist genial, denn es nimmt den Fokus von der Ernährung etwas weg. Ich muss mich nicht superdoll anstrengen, ich kann auch mal über die Strenge schlagen, ich muss nicht übertrieben Sport treiben. Es läuft einfach. Mal besser, mal schlechter.

Wer denkt: Low Carb und ich kann essen was ich will – täuscht sich leider. Ich habe am Anfang viel zu viel Fett zu mir genommen – deshalb hatte ich dann 4 Wochen, wo ich konsequent Kalorien gezählt habe, um zu sehen, wie viel ich verbrauche und zu mir nehme. Danach wusste ich was passt. Denn egal ob Low Carb oder Low Fat – am Ende purzeln die Kilos dann, wenn man weniger Kalorien zu sich nimmt, als man verbraucht. Das gute an der zuckerfreien Ernährung ist jedoch, dass man ganz automatisch die großen Kalorienfallen umgeht.

Verbessert haben sich auch: Blutdruck niedriger, Körperfett niedriger, Hautbild besser, Allergien besser

Meine Blutdruckwerte waren früher grenzwertig, jetzt sind sie super. Zum Körperfett und Blutfett schreibe ich unten mehr. Doch es ist wirklich wirklich krass. Denn ich habe früher viel weniger Fett gegessen als jetzt und trotzdem sind die Blutfettwerte besser. Ist heute logisch für mich, hätte es aber nicht gedacht. Mein Hautbild ist grandios. Ich habe praktisch keine Pickel, Ausschläge oder sonstiges mehr. Ich hatte immer Probleme mit der Kopfhat und auch zeitweise mit Pickeln. Nichts davon mehr. Übrigens: Mein Mann isst logischerweise auch kaum noch Zucker und Getreide. Bei ihm hat sich noch etwas verändert: Er hat kaum noch Allergie-Probleme, die er IMMER hatte. Auch das ist wirklich erstaunlich für mich.

Das Essen ist nicht teurer

Die ersten Wochen habe ich mehr Geld für Lebensmittel ausgegeben, doch das hat sich mit der Zeit relativiert, als ich die Basisausstattung hatte. Und es ist schon erstaunlich, wie wenige Abteilungen im Supermarkt für mich noch notwendig sind. Ich bin superschnell mit einkaufen fertig, denn der Großteil der Lebensmittel ist absolut tabu. Auch bei den Getränken bleibt im Prinzip Wasser und Tee. Ich gönne mir ab und zu eine Cola Zero – das empfehle ich keinem, ist mein kleines Laster. Bei Gemüse kaufe ich viel Saisongemüse und auch etwas aus der Tiefkühltruhe.

Gar keine Rückfall-Gefahren? – Doch klar!

Ganz ehrlich: Manchmal schon. Doch bei Zucker werde ich keine Ausnahmen machen. Auch wenn meine früheren Lieblingskekse oder Gummibärchen für immer Tabu sind. Was Kuchen angeht, gibt es tolle Alternativen, das vermisse ich gar nicht. Natürlich wäre es schön, mal wieder einen „richtigen“ Burger zu essen, denn die Low Carb Varianten sind nicht vergleichbar. Doch das hält man schon aus. Wenn ich Lust auf was Süßes habe, greife ich zu Schokolade mit Kokosblütenzucker (hier meine Tipps). Etwas 2mal die Woche esse ich auch einen Apfel. Dann natürlich nicht abends, sondern eher morgens. Ihr ahnt nicht, wie man diesen Apfel plötzlich zu schätzen weiß. Fakt ist: Ja, es wäre manchmal schön, etwas aus dem alten Leben zu essen, doch ich weiß ja auch, wie toll mein Neues Leben ist. Deshalb möchte ich nie wieder zurück.

Für alle, die zusätzlich an den Veränderungen der Diabetes-Werte interessiert sind: 

Essentiell war: Klare Ziele setzen und diese überprüfen

Die ersten Monate war es sehr wichtig für mich, selbstdiszipliniert und zielorientiert zu sein. Ich habe mir klare schriftliche Ziele gesetzt und auch Maßnahmen aufgeschrieben. Ich habe ständig meine Blutzuckerwerte gemessen. Viele haben mir gesagt, dass es voll übertrieben wäre, weil ich mich verrückt mache. Das sehe ich völlig anders. Dadurch, dass ich wusste, wie ich auf was reagiere – Sport, Ernährung, Stress, usw. – konnte ich es steuern. Die Messung der Blutzuckerwerte war ab dem vierten Monat keine Überraschung mehr (außer in ganz seltenen Fällen) – in der Regel wusste ich fast genau, was mich erwartet. Die letzten Wochen habe ich nun diese häufigen Messungen reduziert, und bin gespannt, ob ich das auch so schaffen werde. Ich denke schon, denn ich weiß ganz genau, wie mein Körper reagiert.

Meine Blutwerte sind grandios

Mein letztes Blutbild war schon vor gut einem Monat. D. h. fünf Monate nach der Umstellung. Der vorher extrem hohe Langzeit-Blutzuckerwert (HbA1C) von 8,9 ist inzwischen bei 5,4 angelangt. Mehr als optimaler Normalbereich also. Das heißt: Laut Blutbefund bin ich Diabetes-frei. Jetzt nehme ich zwar noch Metformin Tabletten, doch ich bin überzeugt davon, dass ich auch die bald loskriegen werden. Ich hatte noch einige andere auffällige Blutwerte im Dezember 2015 (z. B. Triglyceride, also Blutfettwerte). Auch die sind alle im Normalbereich gelandet. Und das in nicht mal einem halben Jahr. Ich hätte niemals gedacht, dass das so schnell möglich ist.

Die „Zusatzmittel“ wirken wohl auch

Neben der Zuckerfreien Ernährung habe ich auch zusätzlich noch einige natürliche Blutzuckersenker zu mir genommen. Z. B. Brennesseltee und Zimt. Am Anfang hab ich mir alles mögliche gekauft, ich muss sagen, das hat nicht wirlich gut funktioniert. Ich hatte diese ganzen Pulver und wusste überhaupt nicht mehr wann ich was nehme. Ich hab mich jetzt beschränkt auf Brennesseltee und Zimtkapseln. Auch wenn es vielleicht helfen würde, mehr zu mir zu nehmen, das ist mir einfach zu viel des Guten und nicht umsetzbar.

7 Kommentare

  1. Digaduli

    Ich habe mit grossem Interesse deinen blog gelesen. Seit 8 Monaten habe ich meine Ernährung total umgestellt (auf gesund ). Werde mich noch zusätzlich auf zuckerfrei umorientieren. Danke für deine Tips.
    Digaduli

  2. Seit ein paar Tagen lese ich mich durch zuckerfreie Blogs. Ich dachte ich ernähre mich ausgewogen und gesund. Doch seit meiner Borelliose, Fehlgeburt und der letzten(dritten) Schwangerschaft geht nix mehr weg vom Gewicht. Meine Familie bekoch ich immer frisch. Seit Jahren kommen keine Fertigprodukte mehr auf den Tisch. Mein Langzeitzucker sei grenzwertig sagte mir neulich der Internist. Hm, noch mehr Verzicht. Gemessen hab ich meinen Zuckerwert noch nicht. Beim Arzt wars immer ok. Aber ich hab das Gefühl immer Mal in den Unterzucker zu geraten. Ich still noch und bin gespannt wie ich das durchhalte. Deine Rezepte hören sich gut an und ich werde diese ordentlich ausprobieren. Meine früheren Rituale mit Brottrunk zum Frühstück und Molke mit Leinsamenmehl funktioniert es jedenfalls den Heißhunger zu senken.
    Vor vier Jahren auf einer Kur bekam ich immer gerichtetes Essen. Mit 80kg (1,68 m) galt ich als adipös. Meine Kinder haben abgenommen. Waren aber schon dürr. Ich hatte nichts verloren. Ein Trauerspiel. Mein Ziel wieder 67 Kilo erreichen. Das war vor der Borelliose hart erkämpft. Da war ich vielleicht fit! 26 kg müssen runter. Uff!
    Danke für die ganzen Tipps auf deinem Blog. Lg

    • Liebe Tanita, einfach Schritt für Schritt vorgehen … nicht alles auf einmal machen. Versuche einfach möglichst Kohlehydratarm zu essen und Milchprodukte weitestgehend weglassen. Dann bleibt dein Blutzucker stabil und du hast weniger Hungerattacken.

  3. Hallo 🙂

    Per Zufall gerade auf deinen Blog gestoßen – großartig!
    Ich habe mir gerade erst die zwei Bücher „Goodbye Zucker“ gekauft und bin schon sehr gespannt auf meinen Weg.
    Dein Blog werde ich auf jeden Fall mal weiterempfehlen, wenn ich erfolgreich angefangen habe, mein Leben zuckerfrei zu gestalten.
    Weiterhin alles Gute und Liebe 🙂 Ricarda

    • Liebe Ricarda, diese Entscheidung ist die beste, die du treffen kannst. Ich lebe inzwischen zwei Jahre zuckerfrei. Auch wenn ich ganz einzelne Zucker-Rückfälle hatte im letzten Jahr, geht es mir einfach viel viel viel besser. Inzwischen bin ich sogar dran, weitestgehend Milchprodukte wegzulassen, da auch die relativ viel Milchzucker enthalten. Das Ergebnis sind noch bessere und stabilere Blutzuckerwerte, weniger Hunger und ein besseres Wohlbefinden. Viel Spaß damit!

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